von Tobias Stahl am 08.09.2020
Daimler AGDer Daimler Vorstandsvorsitzende Ola Källenius bei einer Präsentation in New York
Von den traditionellen Autoherstellern ist Daimler wahrscheinlich der mit der größten Tradition. Immerhin war es Gründungsvater Carl Benz, der vor über 100 Jahren das erste praxistaugliche Auto erfand. Aktuell schreibt der Konzern jedoch Milliardenverluste, während Elektro-Pionier Tesla Höhenflüge an der Börse erlebt. Eine vernichtende Prognose macht jetzt Daimler-Mitarbeiter nervös.
Der US-Autobauer Tesla wird an der Börse gegenwärtig auf einen Wert von 300 Milliarden Euro geschätzt – und fährt der traditionellen Autoindustrie immer weiter davon. Vor allem Mercedes trifft diese Entwicklung gegenwärtig hart, erklärt der ehemalige Chefvolkswirt von BMW, Helmut Becker, in einer Kolumne für den deutschen Nachrichtensender n-tv.
Teslas Börsenwert bewegt sich derzeit im Bereich von rund 300 Milliarden Euro, was das Unternehmen zum wertvollsten Autobauer der Welt macht. Der zweitplatzierte Autobauer ist mit weitem Abstand Toyota, mit einem Börsenwert von 185 Milliarden Euro. Volkswagen, der weltgrößte Autobauer, ist an der Börse sogar 'nur' 70 Milliarden Euro wert. Der Luxus-Autobauer Daimler hat mit 45 Milliarden Euro Börsenwert einen noch größeren Abstand zu Tesla. "Tesla frisst Daimler", fasst Becker zusammen.
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Besonders schmerzhaft: Daimler hatte unter dem ehemaligen Chef Dieter Zetsche vier Prozent Anteile an Tesla gekauft und diese 2014 für 780 Millionen Euro verkauft. Zetsche hatte den Schritt damals als das beste Geschäft mit Elektroautos bezeichnet, das das Unternehmen jemals gemacht hätte. Die Anteile wären heute eine zweistellige Milliardensumme wert.
Aktuell ist Daimler nur noch ein Sechstel des Branchenpioniers Tesla wert. Der deutsche Konzern konnte zwar 541.800 Fahrzeuge absetzen, fuhr jedoch einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro ein. Tesla konnte im Vergleich mit 90.650 produzierten Elektroautos einen Quartalsgewinn von 90 Millionen Dollar erzielen. Das spiegelt sich auch in den Ambitionen der beiden Hersteller wieder. Die Amerikaner bauen gegenwärtig ihre vierte Gigafactory im brandenburgischen Grünheide und planen bereits eine weitere Gigafactory im US-Bundesstaat Texas. Daimler will hingegen sein Werk im französischen Hambach verkaufen, wo der Smart EQ hergestellt wird.
Tesla-Chef Elon Musk habe viel richtig gemacht, ist sich der Ex-BMW-Manager Becker sicher: "Er erscheint als Elektronik-Genie mit Kenntnissen, die ihn bereits früh zum Milliardär gemacht haben. Batteriebau und Management sind ihm geläufig. Daneben verraten seine sonstigen Giga-Projekte wie etwa SpaceX Züge eines modernen Jules Verne."
Die traditionellen Autobauer hingegen hätten eine Menge falsch gemacht. Ihre Versuche, frühe Versäumnisse auf dem Sektor der elektrischen Antriebs- und Batterietechnologie aufzuholen, seien bisher gescheitert: "Die Altvorderen wurden von der Umweltwelle und -politik regelrecht überrollt."
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Helmut Becker sieht Tesla bis auf weiteres an der Spitze der Branche, während die traditionellen Autobauer weiterhin versuchen werden, den Abstand zu verkürzen. "Das ist das Privileg von Pionieren", erklärt Becker.
Der ehemalige BMW-Chefvolkswirt kritisiert jedoch auch die "Politik, die sich in Deutschland seit 2010 voll und einseitig nur auf Elektroautos festgelegt hat". Er ist sich sicher: "Bau und Betrieb von E-Autos sind zum einen in Summe umweltschädlicher als Verbrenner" – eine Meinung, die sich nur bedingt mit aktuellen Untersuchungen deckt. In einer Studie der Technischen Universität Eindhoven, die dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel vorliegt und von der Grünen Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben wurde, wird zum Beispiel bestätigt, dass Elektroautos deutlich weniger CO2 verursachen als bisher angenommen.
September 08, 2020 at 02:45PM
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