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Wie wertvoller als VW plus Toyota geht - Computerwoche

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Während traditionelle Automobilhersteller mit den Zukunftsthemen autonomes Fahren und E-Mobilität zu kämpfen haben, zieht Tesla weiter davon - nicht nur in Sachen Aktienkurs.
Während traditionelle Automobilhersteller mit den Zukunftsthemen autonomes Fahren und E-Mobilität zu kämpfen haben, zieht Tesla weiter davon - nicht nur in Sachen Aktienkurs.
Foto: Tesla

Tesla ist bereits seit einigen Monaten das wertvollste Automobilunternehmen der Welt. Seit März 2020 hat sich der Wert inzwischen sogar vervierfacht. Aktuell ist Tesla 351 Milliarden Dollar wert und damit weit mehr als die wertvollsten traditionellen Automobilhersteller Toyota (188 Milliarden Dollar) und Volkswagen (87 Milliarden Dollar) zusammen.

Während die traditionellen Automobilhersteller seit längerem über Absatzprobleme klagen und rote Zahlen schreiben, hat sich Tesla nach vier Quartalen mit positivem Ergebnis für die Aufnahme in den Aktienindex S&P 500 qualifiziert. Dies - und auch der angekündigte Aktiensplit - tragen sicherlich auch zum Wertzuwachs im August 2020 bei, aber nicht in entscheidendem Maß. Vielmehr spiegeln sich in der Börsenbewertung die Erwartungen der Investoren an die Zukunft der Automobilindustrie insgesamt wider.

Elektromobilität und autonomes Fahren werden diese Zukunft prägen. Gerade in diesen Bereichen kann Tesla die Investoren überzeugen:

Dagegen kämpfen traditionelle Autohersteller einerseits mit Absatzproblemen und Überkapazitäten - und das bereits vor der Corona-Pandemie. Andererseits verdeutlichen die jüngsten Entwicklungen beim Volkswagen-Konzern die Schwierigkeiten der traditionellen Hersteller mit Zukunftsthemen:

Zudem gehen Experten davon aus, dass Tesla bei den Schlüsseltechnologien für die Mobilität der Zukunft gegenüber anderen Herstellern etwa sechs Jahre Entwicklungsvorsprung hat. Eine Analyse des Tesla Model 3 zeigt, dass vor allem die für das teilautonome Fahren (Level 2,5) und das Infotainmentsystem verantwortliche, zentrale Recheneinheit von Tesla diesen Vorsprung begründet. Das als "Full Self-Driving Computer" (FSD) und Hardware 3 bezeichnete Bauteil wird in seiner aktuellen Version komplett von Tesla selbst hergestellt. Bei der Vorgängerversion war noch Nvidia beteiligt, einer der weltweit größten Entwickler für Grafik- und KI-Prozessoren. Traditionelle OEMs kämpfen hingegen oftmals noch damit, dass in ihren Fahrzeugen eine Vielzahl von Betriebssystemen und Recheneinheiten zum Einsatz kommen. Das wiederum ist insbesondere auf die über Jahrzehnte gewachsenen Abhängigkeiten von Zulieferern zurückzuführen.

Laut Christian Senger, Mitglied des VW-Markenvorstands für das Ressort Digital Car and Services, finden sich in einem typischen Premiumfahrzeug 70 Steuerungsgeräte, auf denen acht verschiedene Betriebssysteme und Software von 200 verschiedenen Herstellern mit zehn Millionen Zeilen Code laufen. Zwar arbeitet Volkswagen an einem zentralen Betriebssystem und hat angekündigt, dass dieses bereits beim ID.3 zum Einsatz kommen soll. Tatsächlich werden aber wohl wieder mehrere Betriebssysteme und Recheneinheiten verbaut werden.

Die Führungsspitze von Volkswagen ist sich dieser Situation bewusst. So plant Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, eine Aufholjagd um eine "Nokia-Situation" zu vermeiden: In den nächsten Jahren sollen bei VW 10.000 Entwickler eingestellt werden und 60 Prozent der Software inhouse entwickelt werden. Bisher werden noch 90 Prozent zugekauft. Ein anderes für Volkswagen relevantes Beispiel ist Kodak. Das marktführende Traditionsunternehmen, das die Digitalkamera erfunden hat, war sich der zukünftigen Relevanz der Digitalfotografie vollkommen bewusst, konnte aber keinen Ersatz für sein kollabierendes klassisches Geschäft schaffen und musste 2011 Insolvenz beantragen. Die Parallelen zu Volkswagen - gemeinsam mit der Stanford University Gewinner der 2005 DARPA Grand Challenge - sind unübersehbar: VW muss nicht nur die Grundlagen für Elektromobilität und autonomes Fahren schaffen, sondern auch die Transformation des gesamten Unternehmens und des bestehenden Geschäfts meistern.

Zudem hat Volkswagen 2,6 Milliarden Euro in Argo AI, ein auf autonomes Fahren spezialisiertes Unternehmen investiert. Volkswagen und Ford gehören jetzt jeweils circa 40 Prozent des mit 7,5 Milliarden Dollar bewerteten Unternehmens, das 2016 von zwei ehemaligen Mitarbeitern von Google und Uber gegründet wurde.

Diess sieht aber auch den Vorsprung, den Tesla hat, wenn es um das Sammeln von Daten geht - die Grundlage für das Training von KI-Systemen: 500.000 Teslas sammeln kontinuierlich Daten, die im Rhytmus von 14 Tagen in Update-Form in die Fahrzeugsoftware einfließen. Auch hier müssen VW und Co. noch aufholen. Letztendlich müssen die OEMs zu Tech-Unternehmen transformieren. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichten:

  • Traditionelle Kompetenzen verlieren an Bedeutung (Motorenbau), während neue erworben werden müssen (Hard- und Software, Künstliche Intelligenz, Batterien).

  • Viele Softwareentwickler müssen im globalen Wettbewerb um diese knappe Ressource eingestellt werden.

  • Management-Strukturen und Unternehmenskultur müssen sich den neuen Gegebenheiten anpassen.

  • Mitarbeiter müssen lernen, in wesentlich kürzeren Entwicklungszeiträumen zu denken (Wochen statt Jahre).

  • Über Jahrzehnte aufgebaute Lieferketten müssen komplett überdacht und neu strukturiert werden, um Abhängigkeiten aufzulösen und intern Kompetenzen aufzubauen.

  • Eine Lösung für die von Überkapazitäten geprägte Produktion und das dazugehörige Personal ist erforderlich.

Und all das muss schnell geschehen. Viele Beispiele der letzten Jahrzehnte belegen, dass junge, branchenfremde Unternehmen durch neue, innovative Produkte und Geschäftsmodelle in der Lage sind, traditionelle Marktführer zu verdrängen oder gar überflüssig zu machen. Aber auch Tesla muss liefern: Der Börsenwert zeigt, dass Investoren sehr hohe Erwartungen an den Konzern von Elon Musk stellen. Und der verspricht - wie immer - viel. (bw)




August 26, 2020 at 12:34PM
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